“Nein” ist ein ganzer Satz
Starke Parolen für Selbstfürsorge an der frauenaargau Tagung 2024
Wie tragen wir uns selbst Sorge, während wir Care-Arbeit leisten oder ehrenamtlich und/oder politisch engagiert sind? Über 80 Frauen widmeten sich dieser grossen Frage an der diesjährigen
frauenaargau Tagung im Grossratsgebäude und dabei wurden starke feministische Statements gemacht.
Die amtierende Aargauer Grossratspräsidentin Mirjam Kosch, brachte persönliche Grussworte. Ein Zwischenfazit könne sie noch nicht ziehen, denn dafür sei es noch zu früh und noch zu viel zu tun. Den Leuten mit viel Wohlwollen und Wertschätzung zu begegnen und interessiert an den Geschichten der Menschen zu sein, bringt auch Wertschätzung zurück. Das gibt ihr Kraft für weiteres Engagement.
Für die grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber ist politisches Engagement Selbstfürsorge. Etwas gegen die Missstände tun zu können, sei es auf nationaler, kommunaler oder regionaler Ebene, hilft ihr, dabei nicht zu blockieren und innerlich auszubrennen. Es ist ihr wichtig, tätig zu sein und das unbedingt im Kollektiv – in Vereinen, sowie mit Gewerkschaften bei Streiks und Demos auf den Strassen. Das sei für sie Selbstfürsorge und gibt ihr neue Energie.
Psychotherapeutin Judith Bernauer ist davon überzeugt, dass wir auch in unseren eigenen Gedanken “fiiner” – also sorgfältiger mit uns selbst- umgehen Medienmitteilung: frauenaargau Tagung 2024 - #mecare frauenaargau: frauenaargau Tagung 2024 - #mecare dürfen. Es ist okay, auch mal einen schlechten Tag zu haben. Selbstfürsorge heisst, auch diese Tage als solche zu akzeptieren und sich dann bewusst mehr Zeit für Pausen zu nehmen oder für etwas, das einem persönlich gut tut. Was das ist, ist für alle individuell. Nicht alle entspannen bei einem Wellnesstag in der Therme. Für einige ist es ein Spaziergang in der Natur, um die eigenen Gedanken setzen zu lassen oder auch einfach mal drei tiefe Atemzüge an der frischen Luft zu nehmen.
Bei der Podiumsdiskussion tauschte sich Norina Schenker (Vorstand frauenaargau) mit Elisabeth Stern (KlimaSeniorin), Ligia Vogt (Nosotras Aargau und Femmes Sapiens), Lea Schmidmeister (Grossrätin, Sozialarbeiterin) und Nora Keller (Walk-in Closet) über ihre Erfahrungen mit Selbstfürsorge bei Care-Arbeit oder politischer Arbeit aus. Die vier berichteten, dass es sehr anspruchsvoll ist, sich um sich selbst zu sorgen, wenn sie mit den schwierigen Situationen von Menschen in prekären Lagen konfrontiert sind oder sich stellvertretend für andere Menschen politisch engagieren. Grenzen zu setzen und Nein zu sagen ist eine grosse Herausforderung. Gerade deshalb kommt eine Aussage einer Tagungsteilnehmerin auch sehr gut an: “Nein” ist ein ganzer Satz. Das heisst, bei einem “Nein” brauche es kein schlechtes Gewissen und auch keine Erklärungen. Es ist okay, sich nicht für alle Themen zuständig zu fühlen. Wichtig scheint auch, dass alle sich auf ihre Art um sich selbst sorgen. Alle brauchen etwas anderes, um zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen. Die individuellen Strategien gegenseitig erfragen und akzeptieren ist dabei sehr wertvoll.
Als Überraschung wurde zum Schluss Ruth Müri für ihr Fazit zum Tag ans Mikrofon gebeten. Sie nähme sehr viel mit von der Tagung. Sie merke immer wieder, wie wichtig dieser gemeinsame Austausch sei und wieviel Kraft er ihr gibt. Der Zusammenhalt bei den Aargauer Frauen sei spürbar und die Unterstützung gäbe ihr auch Rückenwind bei ihrem Wahlkampf für einen Regierungsratssitz. Ruth Müri ist eine langjährige, kompetente und gestandene Exekutivpolitikerin und kennt ihre Selbstfürsorge-Strategien sehr gut. So halte sie sich jede Woche einen Abend frei, für sich privat. Das sei enorm wichtig für einen guten Ausgleich und ihren Hund freut es auch, wenn sie dann lange Waldspaziergänge unternimmt.
Viele Frauen hielten ihre persönlichen Gedanken im kleinen Tagungs- Notizbüchlein fest und diskutierten auch am Netzwerk-Apéro noch angeregt über ihr Erkenntnisse und wie sie sich und anderen in Zukunft noch mehr Selbstfürsorge ermöglichen können.
14. Juni 2024 – Norina Schenker
Anne Zwahlen hat unsere Tagung fotografisch wunderbar festgehalten. Vielen herzlichen Dank!
Wie tragen wir uns selbst Sorge, während wir Care-Arbeit leisten oder ehrenamtlich und/oder politisch engagiert sind?
Dieser grossen Frage widmen wir uns an der diesjährigen Tagung und suchen nach feministischen Antworten.
Es erwarten uns zwei anregende Referate:
Aus politischer Sicht mit Fokus auf Aktivismus und politisches Engagement und aus psychologischer Sicht mit Fokus auf Burnout-Prophylaxe.
Im Anschluss führen wir ein Podiumsgespräch mit Frauen, die von ihrem Engagement und ihren eigenen Erfahrungen erzählen und wie sie es schaffen, dabei nicht auszubrennen.
Alle sind herzlich willkommen. Wir freuen uns auf euch!
Programm
ab 13:30 Uhr: Ankommen
14 Uhr: Start Tagung
19 Uhr: Schluss der Tagung
Teilnahmebeitrag:
95 CHF Regulär || 140 CHF Soli || 50 CHF Reduziert || weniger, weils gerade eng ist: ab 10 CHF
Anmeldeschluss war der 23. Mai 2024
(es hat noch freie Plätze, darum nehmen wir noch ein paar wenige weitere Anmeldungen entgegen)
Mirjam Kosch ist Grossratspräsidentin 2024 im Kanton Aargau und Klimaökonomin beim Kanton Zürich. Nebenbei engagiert sie sich als Expertin in diversen Gremien für die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.
Sie ist überzeugt, dass wir nur zusammen weiterkommen und uns gegenseitig aufmerksamer zuhören sollten.
Judith Bernauer ist Fachpsychologin für Psychotherapie, Entwicklerin der PaarIQMethode und leidenschaftliche Mentorin für Paare und Einzelpersonen auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben.
Sie kreiert regelmässig Kurse und Workshops für Frauen und schafft dort Räume für Gemeinschaft, Entwicklung und tiefe Lust. Diesen Ansatz beschreibt sie selbst als «ecstatic-feminine-tantric-Bodywork». Zudem ist Judith verheiratet, Mutter eines 5-jährigen Sohnes und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen in Aarau.
Dr. Elisabeth Stern studierte Psychologie und Ethnologie, verbrachte viele Jahre in den USA sowie zwei Jahre in Zimbabwe. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz beruflich sehr engagiert im Umwelt- und Migrationsbereich. Dozentin an den Universitäten Zürich und St. Gallen, sowie an diversen Fachhochschulen.
Seit ihrer Pensionierung mit 70 Jahren ehrenamtlich im Umweltbereich sowie seit 5 Jahren sehr aktiv im Vorstand der KlimaSeniorinnen.
Die KlimaSeniorinnen sind pensionierte Frauen, die die Schweiz in Strasbourg verklagt haben, weil sie zu wenig für Klimaschutz mache. Das Urteil wurde am 9. April 2024 gefällt und die KlimaSeniorinnen haben auf der ganzen Linie gesiegt. Elisabeth wird uns vom Hype, der positiv und negativ auf die Frauen* niederprasselte berichten.
Ligia Vogt ist eine Frau, eine Aktivistin, die die Schweiz zutiefst liebt. Sie hat in ihrem geliebten Venezuela einen Bachelor-Abschluss in Pädagogik (Fachrichtung Sozialwissenschaften) und einen Master-Abschluss in Geschichte Amerikas (Plural) gemacht. In der Schweiz hat sie das eidgenössiche Diplom als Migrationsfachperson erworben. Ligia ist seit ein paar Jahren SP Einwohnerrätin. Sie ist Mitbegründerin von Nosotras-Aargau (2005), hat den Verein Femmes Sapiens gegründet (2019) und versucht weiterhin, ihren Teil zu einer besseren Gesellschaft beizutragen.
Lea Schmidmeister ist Co-Bereichsleiterin eines kleinen Hauses für unbegleitete minderjährige Geflüchtete, Mama von zwei Buben, Grossrätin, Freundin, Tochter, Schwester...
Sie trägt sich Sorge mit «Dureschnuufe» und einfach, indem sie da ist, wo sie gerade ist. Den Mut zu haben oft NEIN zu sagen und Zeit für sich alleine, ob im Zug mit Podcast oder Musik oder auch bei der Hausarbeit – Hauptsache ALLEINE.
Nora Keller engagiert sich seit ihrem Studium in Soziokultureller Animation an der HSLU mit viel Herzblut für den Verein Walk-in Closet Schweiz und damit für eine nachhaltigere und gerechtere Modewelt. Sie mag die Arbeit mit Jugendlichen sehr, da dieses Alter sie fasziniert und sie immer mal wieder zum Lachen bringt. Nach ihrer Tätigkeit in der Offenen Jugendarbeit Zürich wechselte sie vor ein paar Jahren in die Berufsintegration in den Verein Lernwerk.
Seit Juni 2023 ist sie Mutter und hat durch die Geburt ihres Sohnes noch mehr gelernt, bei sich selbst zu bleiben, Grenzen zu setzen und ihre Zeit so bewusst wie möglich zu gestalten. Nora ist
eine leidenschaftliche Leserin und verbringt ihre Zeit am liebsten bei einem leckeren Kafi oder Essen mit spannenden Gesprächen und guten Freund*innen.
Anne Zwahlen ist selbstständige Fotografin mit Studio in Baden und liebt es echte Momente des Lebens stilvoll festzuhalten. Sie ist Mutter zweier Kinder und überzeugte
Feministin.
Amanda Sager-Lenherr ist bereits zum zweiten Mal Präsidentin von frauenaargau. Sie ist Einzel- und Paarberaterin mit eigener Praxis in Lenzburg.
Norina Schenker ist selbständig als Supervisorin und Coach und an diversen Fachhochschulen als externe Lehrbeauftrage im Bachelorstudium für Soziale Arbeit tätig. Sie hat ein Diplom in Sozialpädagogik FH und den Master in Sozialer Arbeit FH.
Norina ist seit 2019 Vorstandsmitglied bei frauenaargau und ist für das Ressort Medien zuständig. Sie verschickt monatlich den frauenaargau-Newsletter und bewirtschaftet die Social Media Accounts.
Für die Tagung schlüpft sie in die Moderationsrolle und will mit ihren Fragen das Thema Selbstfürsorge aus verschiedenen Perspektiven ergründen.
An der Tagung wird es einen Büchertisch geben. Wir werden diese Bücher für die Buchhandlung Kronengasse vor Ort zum Kauf anbieten.
Die Tagung wird unterstützt durch:
frauenaargau dankt allen Mitwirkenden, Sponsorinnen und Sponsoren für die Unterstützung